Was junge Menschen wollen
Der Artikel “Was junge Menschen wollen” erschien in “health@work” Fachmagazin für Gesundheit im Betrieb und Beruf, Ausgabe März 2022
Bildungsdienstleister bieten bundesweit Projekte im Rahmen der Berufsorientierung (BOP, BRAFO), um Jugendliche bereits ab der siebten Klasse dabei zu unterstützen, ihre Talente zu entdecken und sich für einen passenden Beruf zu entscheiden. Wie flankierende Befragungen der BVH Gesellschaft für angewandte Bildung und Sozialforschung mbH zeigen, entscheiden sich noch zu wenige junge Menschen für einen Beruf im Gesundheits- und Pflegebereich.
Insgesamt wurden 480 Schüler der Klassenstufen sieben und acht in den Jahren 2018 und 2019 anonym zu ihren beruflichen Vorstellungen befragt. Lediglich 12,5 Prozent der Befragten können sich eine Berufswahl im Gesundheits- und Pflegebereich vorstellen, während 24 Prozent diese Tätigkeiten komplett ablehnen. Gründe für eine Ablehnung liegen überwiegend in der Selbsteinschätzung der Jugendlichen, nicht geeignet zu sein. So zum Beispiel aufgrund von einer Abneigung gegenüber Blut oder dem Unwillen, nah am Menschen zu arbeiten.
Recht interessant aus Sicht von Haupt- und Realschülern sind Berufe in der Alten- und Krankenpflege. Berufe wie Medizinisch-technischer Assistent (MTA), Physiotherapeut oder Hebamme wurden hingegen eher selten angegeben.
Die Familie entscheidet mit bei der Frage, wer oder was zur Berufswahlentscheidung im Gesundheitsbereich beigetragen hat, geben über die Hälfte der Befragten (57 Prozent) ihre Familie an. Der Familienrat gibt allerdings nicht nur positive Erfahrungen und Meinungen weiter. Insbesondere Wochenend und Schichtarbeit sowie die Unzufriedenheit mit dem möglichen Verdienst wurden von einzelnen Schülern thematisiert.
Immerhin ein Fünftel hat sich nach einem Praktikum für den Pflegeberuf entschieden, 13 Prozent nach der absolvierten Berufsorientierung.
Häufig fehlen den Jugendlichen jedoch Informationen zu neuen Berufen und Ausbildungsgängen, wie zum Beispiel der neuen generalistischen Pflegeausbildung. Das zeigt sich in teilweise unpräzisen Berufsangaben. Viele Schüler und Eltern wissen (noch) zu wenig über
differenzierte Tätigkeiten einzelner Berufszweige sowie deren (Aufstiegs-)Möglichkeiten.
Die Fachkräfteoffensive der Bundesregierung soll soziale Berufe und solche in der Pflege wieder attraktiver gestalten und den Mangel an Nachwuchskräften ausgleichen. Aber auch die berufsorientierenden Angebote verschiedenster Bildungsdienstleister sollten weiter gefördert
und ausgebaut werden.
Autorin: Dr. Juliane Beck
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